2024
FSK: 12  Länge: 132 min
Altersempfehlung: ab 15 Jahren
Schulunterricht: ab 11. Klasse

Buch James Ivory nach der Romanvorlage von André Aciman Darsteller Timothée Chalamet, Armie Hammer, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel u.a. Verleih Sony Pictures Entertainment Deutschland


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Call me by your name

von Luca Guadagnino (Italien, Frankreich, Brasilien, USA /2017/132')
Vor dem Landsitz der Perlmans steigt der hochgewachsene Mann aus dem kleinen Auto wie ein aus den 50er Jahren importierter Filmstar: ein blonder Cary Grant oder Rock Hudson mit leichter Sonnenbräune, einem Zahnpastalächeln und Beinen, für die man Bildhauer*in werden möchte. Es ist Sommer 1983 irgendwo in Norditalien und Oliver, der junge Akademiker aus Amerika, wird die nächsten Wochen in der Ferienresidenz von Professor Perlman und dessen Familie verbringen; er wird an seiner eigenen Publikation arbeiten, dem Professor assistieren und sich dem Müßiggang hingeben in dieser Villa, die Savoir-Vivre, Kultur und Bildung atmet. Selbst Elio, der 17-jährige, belesene Professorensohn, wechselt so mühelos zwischen Englisch, Italienisch und Französisch wie er zwischen der Gitarre und dem Klavier wechselt und zwischen verschiedenen Spielarten ein und desselben Stücks. Dem so raumeinnehmenden wie irritierend selbstsicheren Oliver mit seinem dahingeworfenen Abschiedsgruß „Later“ begegnet Elio zunächst etwas abweisend, manchmal beinah feindselig. So allmählich wie dies Elio selbst begreift, begreifen aber auch die Zuschauenden, dass seine kleinen Provokationen ein Begehren offenbaren, das er mit ihnen vergeblich zu kaschieren versucht. Mit der etwa gleichaltrigen Marzia hat Elio zwar schließlich seinen ersten Sex, aber mit Oliver erlebt er seine erste große Liebe mit der einhergehenden Nervosität, Überforderung, dem fast rauschhaften Glücklichsein und dem Schmerz des Abschieds.

Das historische Setting und der Aufruf der Antike durch die Arbeit des Professors laden dazu ein, sich mit der Geschichte der Homosexualität zu beschäftigen, mit kulturellen und historischen Unterschieden im gesellschaftlichen Umgang mit gleichgeschlechtlichem Begehren. Zugleich lässt sich wunderbar über die universelle Seite von Elios Situation diskutieren, denn seine relative Unbeholfenheit darin, seine Gefühle zu überspielen oder ohne Provokation zum Ausdruck zu bringen, seine Schwierigkeit damit, mit Eifersucht umzugehen, sein Sehnen und seine Nervosität, die Gleichzeitigkeit widerstreitender Impulse und Verhaltensweisen sind ja nicht geschlechtlich fixiert. Hier könnte man auch einen Vergleich zu anderen Filmen vornehmen, die das Erwachen der Sexualität thematisieren.

Thema: (Homo-)Sexualität, Liebe, Erwachsenwerden, Identität
Unterrichtsfächer: Englisch, Italienisch, Kunst, Psychologie, Deutsch, Ethik, Philosophie

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