2023
FSK: 12 Länge: 112 min Altersempfehlung: ab 15 Jahren Schulunterricht: ab 10. Klasse ![]() Verleih STUDIOCANAL WEITERFÜHRENDE LINKS:
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Auf einem Passagierdampfer nach Buenos Aires macht sich ein seltsamer Gast bemerkbar. Auf Drängen seiner Mitfahrer fordert er den amtierenden Schachweltmeister zu einer Partie – und gewinnt. Wie sich herausstellt, hat der Wiener Notar Dr. Josef Bartok das Schachspiel in der Isolationshaft gelernt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war er in der dortigen Gestapo-Leitstelle im Hotel Métropole inhaftiert, um ihm die Kontodaten seiner vermögenden Kunden abzupressen. Ein Schachbuch, das ihm zufällig in die Hände fiel, war Bartoks einzige Ablenkung in diesen Monaten quälender Langeweile und Einsamkeit. Das Nachspielen berühmter Partien mit heimlich geschnitzten Figuren – und später im Kopf – stärkte seinen Widerstandswillen, trieb ihn aber auch fast in den Wahnsinn. Lautete sein Schicksal doch die ganze Zeit, gegen sich selbst zu spielen. Bartoks eigentümliches Verhalten auf dem Schiff lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob er das Martyrium tatsächlich überstanden hat, oder sich geistig noch immer in seiner Zelle befindet.
Bereits vorab können die biografischen Bezüge zu Zweigs eigener Exilgeschichte erarbeitet werden. Im Jahr 1934 floh er vor dem zunehmenden Antisemitismus in seinem Heimatland Österreich zunächst nach England. Von New York aus schiffte er sich mit seiner Frau Lotte schließlich nach Brasilien ein, wo die Arbeit an seinen Hauptwerken „Die Welt von gestern“ und „Schachnovelle“ seine letzten Lebensjahre bestimmte. Am 23. Februar 1942 nahm sich das Paar das Leben. Der Verlust der geliebten Heimat und die Zustände nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sind zentrale Motive beider Bücher. Im Geschichtsunterricht lassen sich auch die Geschehnisse im umgewandelten Gestapo-Hotel Métropole erörtern, von denen Zweig durch Freunde erfuhr. Bis 1945 wurden dort etwa 50.000 Antifaschisten, Kommunisten, Sozialisten und Juden gefangen gehalten, gefoltert oder auch ermordet. In der Analyse von Figuren und Erzählperspektive sollten die Unterschiede zwischen Vorlage und Philipp Stölzs filmischer „Verdichtung“ geklärt werden; in der Besetzung des Schachweltmeisters Mirko Czentovic etwa wartet eine kleine Überraschung. Unter filmästhetischen Gesichtspunkten bietet sich die visuelle Gestaltung von Bartoks Abgleiten in physische Abgründe als Thema an. Thema: Geschichte, Nationalsozialismus, Biografie, Folter, Menschenrechte/-würde, Widerstand
Unterrichtsfächer: Deutsch, Geschichte, Kunst
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